222 Wieviel Vibrato?

Bei Vibrato scheiden sich die Geister. Wieviel davon ist sinnvoll und wann ist es zu viel.

Wenn ich selber in meine Saxophon Vergangenheit zurückschaue, so kann ich sagen, dass ich es zu Beginn immer unangenehm fand, mit Vibrato zu spielen. In den letzten 10 Jahren hat sich dies aber sehr verändert. Vor allem bei langen Tönen ist das Vibrato ein tolles Stilmittel um die Töne interessanter zu gestalten. Und hier setze ich das Vibrato auch ein. Vor allem im solistischen Kontext macht das Sinn.

Im Themen/Tutti Kontext in einer Band oder Bigband solltest Du den Einsatz von Vibrato am besten in der Probe besprechen: Wo macht Vibrato Sinn? Spielen es alle oder nur einer/eine?

Was bedeutet nun Vibrato? Der Ton bleibt nicht statisch, sonder pulsiert/vibriert ein bisschen. Vor allem bei langen Noten macht das Sinn. Dadurch klingen die Töne auch lebendiger.

Ich persönlich mag es sehr, wenn das Vibrato nicht direkt erklingt, sondern wenn es erst am Ende der Note einsetzt. Ich selber habe nie wirklich Vibrato geübt, sondern es ist ein eher organischer Prozess für mich gewesen, das Vibrato in mein Spiel zu integrieren.

Was passiert nun beim Vibrato? Die Unterlippe bzw. der Unterkiefer spielt hier eine entscheidende Rolle. Der Unterkiefer bewegt sich beim Vibrato so, als würdest Du zwischen „U“ und „A“ wechseln: Vibrato = UAUAUAUAU

Eine Voraussetzung, um dies nun auf dem Instrument umsetzen zu können, ist ein stabiler Sound: Du solltest in der Lage sein, gerade Töne spielen zu können. Eine weitere Voraussetzung ist eine flexible Unterlippe, um auch die Vokale gut formen zu können.

Übung 1: Spiele nun einen langen Ton und experimentiere mit den Vokalen „U“ und „A“; Spiele leise, um die Luftsäule besser zu spüren. Übung 2: Wenn Du hier ein bisschen geübt bist, so versuche mit Metronom unterschiedliche Geschwindigkeiten an Vibrato zu üben. (körperlich das Tempo verinnerlichen, erst sprechen, dann spielen) Z. B. Viertel-, Achtelnoten, Vierteltriolen, Achteltriolen Beispiel Tempo 60

Beispiel: lange Note

  • kein Vibrato
  • direkt Vibrato
  • Vibrato setzt erst nach kurzer Zeit ein
  • Vibrato setzt erst nach kurzer Zeit ein und beschleunigt dann
  • Vibrato setzt erst nach kurzer Zeit ein und beschleunigt dann und wird wieder langsamer

Hier noch ein Beispiel, einer meiner Lieblings Saxophonisten, wenn es um Vibrato geht: Ben Webster mit How deep is the Ocean: https://youtu.be/KZoSzC7jHmI

oder:

Coleman Hawkins https://www.youtube.com/watch?v=zUFg6HvljDE

Lester Young https://www.youtube.com/watch?v=5rCSTY917sk

Stan Getz https://www.youtube.com/watch?v=4Y8_73CLLxg

Johnny Hodges https://www.youtube.com/watch?v=eGTNCItpY1E

Benny Carter https://www.youtube.com/watch?v=EavOyr2Bvkg

Wir kannst Du das Vibrato nun Üben? Ein gutes Hilfsmittel ist es, sich mit dem Handy aufzunehmen. Höre Dir die Aufnahme an und beurteile Dein Vibrato, bekomme ein Gefühl dafür, was Dir daran gefällt und was nicht.

Wie sind Deine eigenen Erfahrungen mit dem Vibrato? Schreibe mir gerne in die Kommentare.

Herzliche Grüße

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Eugen Singer

    Hallo Katrin,
    das hab ich jetzt so richtig interessant gefunden!
    Ich bin einer jener Lernenden, die – wie du es erwähnt hast – von vorne herein das Vibrato gemacht und eingesetzt haben. Aber deine geschichtliche Betrachtung im Video und die Analyse der verschiedenen Arten der Vibratos war sehr aufschlussreich.
    Danke – Eugen aus Tirol

    1. Katrin Scherer

      Hallo Eugen,

      vielen Dank für Dein Feedback und schön, dass das Video Dir gefällt und Dich weiterbringt.

      Liebe Grüße
      Katrin

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