Woran denkst Du beim Solieren?

Beim Improvisieren gibt es viele Faktoren, die Dein Spiel beeinflussen können. Oft entsteht der Drang, immer etwas in jedem Takt zu spielen, und der Druck, permanent etwas liefern zu müssen. Dabei wird oft übersehen, dass Pausen eine wichtige Rolle spielen. In Aufnahmen der Meister ist es häufig zu hören: Sie lassen Pausen zu und überspringen manchmal sogar Akkordfolgen wie II-V. Warum denken wir so viel nach? Zunächst, um das Stück zu verstehen, das ist klar. Aber auch, weil es uns Sicherheit gibt, wenn wir viel spielen.

Warum wir zu viel spielen

Zu viel zu spielen gibt Dir Sicherheit. Das ist ganz natürlich, und deshalb ist es verständlich, dass Du versuchst, jeden Moment musikalisch zu füllen. Aber die Kunst des Weglassens, das Zulassen von Pausen, kann Dein Spiel auf eine neue Ebene heben. Ich kenne das auch von mir selbst: der innere Druck, Pausen zu machen, und die Angst, dass man denken könnte, ich könne nichts, wenn ich nicht permanent spiele. Doch die großen Meister haben immer auch Pausen gemacht und nicht jeden Akkord abgebildet.

Bewusstes vs. unbewusstes Denken

Beim Solieren ist bewusstes Denken völlig normal: Akkorde, Tonleitern, etc. Aber die Musik lebt langfristig auch vom unbewussten Spiel – von Gefühlen, Emotionen und dem Weitblick beim Solieren. Du musst auf jeden Fall denken, um das Stück kognitiv zu verstehen, aber dann auch wieder vergessen, damit die übergeordnete Ebene ins Spiel kommt. Diese Balance macht die Reife in Deinem Spiel aus und hilft Dir, den Überblick zu behalten.

Die Wirkung von Pausen

Pausen können die Wirkung Deiner Phrasen erheblich verbessern. Es ist ähnlich wie beim Schuhe zubinden: Es gab eine Zeit, da musstest Du darüber nachdenken, und heute machst Du es unterbewusst. In der Musik ist es genauso – je vertrauter Du mit einem Stück bist, desto mehr kannst Du loslassen und Pausen zulassen. Dies führt zu einer größeren musikalischen Reife.

Praktische Übung: Call and Response

Nun spielen wir eine Übung: Call and Response über einen Blues in F. Ich beginne mit einem Call über vier Takte, und Du antwortest in den nächsten vier Takten. Dabei werde ich bewusst sehr sparsam spielen, um Dir zu zeigen, dass Musik sehr gut atmen und wirken kann, wenn wir Pausen zulassen.

Fazit

Je besser Du ein Stück kennst und desto vertrauter Du damit bist, desto mehr kannst Du loslassen und Pausen zulassen. Dies ist ein großer Schritt in Richtung musikalischer Reife.

Hier der Link zu den Noten und MP3 aus dem Video:
https://my.hidrive.com/share/g49msndogs

Möchtest Du mehr über Jazz erfahren und überlegen improvisieren? Dann kann ich Dir meinen Jazzkurs für Anfänger empfehlen. Hier lernst Du die Grundlagen und Tricks, um Dein Spiel auf das nächste Level zu bringen.

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