#169 Wie die richtige Blattstärke finden?

Die Frage nach der richtigen Blattstärke wird mir von meinen Schülern immer wieder gestellt, und dabei ist es unerheblich, ob es sich um Anfänger oder fortgeschrittene Schüler handelt. Erst einmal muss ich sagen, dass es auf diese Frage keine Allgemeingültigkeit Antwort gibt, denn die Blattstärke ist von vielen Faktoren abhängig: Instrument, Mundstück, Ligatur, Spieler bzw. Luftführung.

In diesem Video möchte ich Dir verschiedene Aspekte vorstellen, und Dir helfen, die für Dich richtige Blattstärke auszuwählen.

Warum ist es jetzt so schwierig, die passende Blattstärke zu finden? Einerseits gibt es unzählige Marken und die Stärken sind auch nicht 100% kompatibel in der Stärke und sie fallen sehr unterschiedlich aus. Ähnliches kann ich z.B. Suchbefehle meinen Laufschuhen beobachten, dass die Größen doch sehr verschieden sind. Das bedeutet, in einem ersten Schritt solltest Du die Blattmarke auswählen, die Du spielen möchtest und von diesem Punkt aus Dich der Blattstärke annähern. Selber innerhalb einer Marke können die Blätter je nach Modell sehr unterschiedlich ausfallen und auch bei Plastikblättern ist es nochmal komplett anders mit der Beurteilung der Blattstärke.

Darüber hinaus sind die Stärkenbezeichnungen sehr unterschiedlich, manche sind in halben, viertel Schritten (Vandoren, Rico Royal, Legere) gekennzeichnet, andere mit Soft, Medium, Hard, (La Voz, Bari) und andere haben darüber hinaus noch weitere Unterteilungen (z.B. Rigotti Stärke 2,5 S)

Wenn es jetzt um die Auswahl der korrekten Blattstärke geht, kann man sagen, dass es 3 unterschiedliche Möglichkeiten gibt: das Blatt ist zu leicht, das Blatt ist genau richtig, das Blatt ist zu schwer. Jetzt solltest Du auf Deinem Saxophon spielen, mit Deinem aktuellen Blatt und mal versuchen zu beschreiben, ob Dein Blatt zu soft, genau richtig oder zu schwer ist.

Was zeichnet ein zu leichtes, genau Richtiges und zu schweres Blatt aus?

Dein Blatt ist zu leicht: die Töne in der tiefen Lage (ab E‘) springen direkt in die hohe Lage und die Töne in der hohen Lage kannst Du nicht halten, sie sprechen nicht gut an, sie springen nach unten in die tiefe Lage. Das Blättchen hat einfach zu wenig Grip. Der Sound wird auch signifikant dünner in der hohen Lage und die Intonation wird tendenziell zu tief. Außerdem habe ich bei zu leichten Blättern immer das Gefühl, dass nicht genügend Sound aus dem Instrument rauskommt und der Sound so eingeschränkt, muffig und begrenzt wirkt.

Dein Blatt ist zu schwer: der Widerstand beim Spielen ist zu hoch. Manchmal sprechen die Töne – durch den starken Widerstand – auch erst später an. Es ist schwierig, die Töne zu kontrollieren und Du ermüdest schnell beim Spielen. Auch die dynamische Variabilität ist sehr eingeschränkt und Du kannst meist nur in einem begrenzten Rahmen die Lautstärke variieren. Vor allem das Leisespielen fällt Dir schwer.

Das Blatt hat die richtige Stärke: dieser Zustand ist meist nicht von allzu langer Dauer. Bei mir ist es erfahrungsgemäß so, dass ein Blättchen zu Beginn immer ein bisschen zu schwer ist. Nach und nach gleicht sich die Stärke durch das Üben ein bisschen an und das Blatt fühlt sich besser an. Dann ist irgendwann der optimale Punkt erreicht. Dieses Zeitfenster kann auch relativ kurz sein. Danach baut das Blatt dann auch zunehmend ab und wird schlapp und der Sound muffig.

Wenn es darum geht, die richtige Blattstärke zu finden, geht es hier auch um ein gutes Spielgefühl und vor allem um die richtige Dosierung des Widerstands beim Spielen. Auch gibt es keinen Zusammenhang zwischen der Blattstärke und dem Können des Spielers. D.h. je schwerer das Blatt bedeutet nicht zwangsläufig je besser der Spieler. Die Blattstärke ist eine höchst individuelle Sache und wird stark von der Wahl des Mundstücks und des Instruments beeinflusst.

Wenn sich Dein Blatt genau richtig anfühlt, hast Du einen guten soliden Sound in allen Registern. Die Tonkontrolle und die Tonansprache funktioniert sowohl bei den tiefen als auch dem hohen Tönen besser. Und selbst bei einem guten Blättchen gibt es immer auch noch ein paar Kompromisse, sei es dass die hohe Lage besser anspricht als die Tiefe. Aber, wenn Du schon ein bisschen erfahrener bist, kennst Du diese Einschränkungen und kannst sie besser beurteilen und damit umgehen.

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