Endlich sicher im Dreiviertel
Im Jazz spielen wir meistens im Viervierteltakt, der durch seine typische Betonung auf der ersten und dritten Zählzeit ein gewisses Gefühl von Swing und Puls vermittelt. Doch auch der Dreivierteltakt kommt immer wieder vor, wenn auch seltener. Dieser Takt erinnert an den Walzer und hat seine eigene, charakteristische Betonung. Viele Jazzmusiker haben jedoch Schwierigkeiten, sich im Dreivierteltakt zurechtzufinden. In diesem Beitrag zeige ich dir, warum das so ist, und gebe dir praktische Übungen, um das Gefühl für den Dreivierteltakt zu entwickeln und sicher im Spiel zu bleiben.
Was ist der Dreivierteltakt?
Der Takt in der Musik gibt an, welche Zählzeiten betont werden und wie das rhythmische Gefühl des Stücks vermittelt wird. Im Viervierteltakt haben wir zwei markante Schwerpunkte: einen starken auf der ersten Zählzeit und einen etwas schwächeren auf der dritten. Diese Zweiteilung sorgt für das typische Jazz-Gefühl. Beim Dreivierteltakt ist der Fokus jedoch nur auf der ersten Zählzeit, während die zweite und dritte Zählzeit schwächer sind. Das macht es schwieriger, den Rhythmus zu verinnerlichen und das Stück im Dreivierteltakt richtig zu fühlen.
Warum fällt es schwer, im Dreivierteltakt zu spielen?
Unklare Schwerpunkte: Wenn du im Viervierteltakt spielst, kannst du dich auf die 1 und die 3 stützen, um das rhythmische Fundament zu spüren. Beim Dreivierteltakt fehlt diese klare Zweiteilung, und du musst dich vollständig auf die erste Zählzeit konzentrieren. Das kann anfangs schwierig sein, weil du keine Unterstützung von den schwächeren Zählzeiten hast.
Mangel an Übung: Der Dreivierteltakt ist im Jazz zwar nicht selten, aber er wird oft nicht so intensiv geübt wie der Viervierteltakt. Viele Musiker sind es gewohnt, sich im Vierer-Takt auszuleben, während der Dreivierteltakt oft nur als Randerscheinung vorkommt.
Weniger gefühlte Sicherheit: Der Viervierteltakt hat eine gewisse „Sicherheit“ durch seine regelmäßige Wiederholung der starken Zählzeiten. Beim Dreivierteltakt ist die starke Zählzeit, die „1“, weniger häufig und isoliert, was es schwieriger macht, sich sicher im Takt zu bewegen.
Tipps, um im Dreivierteltakt zu spielen
Tipp 1: Höre dir Musik im Dreivierteltakt an
Der erste Schritt besteht darin, das Gefühl für den Dreivierteltakt zu entwickeln. Höre dir Musik an, die im Dreivierteltakt geschrieben ist, um den Takt innerlich zu verinnerlichen. Ich habe dir unten in der Videobeschreibung eine Liste von Jazz-Standards im Dreivierteltakt zusammengestellt, die dir als gute Übung dienen können. Höre genau hin und spüre, wie sich der Takt anfühlt. Achte darauf, wie lang die Töne sind, wie sich die erste Zählzeit anfühlt und wo die schwächeren Zählzeiten liegen.
Tipp 2: Bewegung und Körpergefühl
Der Takt ist nicht nur etwas für das Ohr, sondern auch für den Körper. Sobald du den Dreivierteltakt gehört hast, solltest du dich dazu bewegen. Nimm die Musik in deinen Körper auf, indem du mit dem Fuß oder mit deinem Körper im Takt wiegst. Diese physische Verbindung hilft dir, den Dreivierteltakt intuitiv zu spüren.
Tipp 3: Das Thema spielen
Nachdem du dich mit dem Takt vertraut gemacht hast, kannst du anfangen, das Thema eines Stücks im Dreivierteltakt zu spielen. Nehmen wir zum Beispiel ein Jazz-Standard im Dreivierteltakt. Es ist hilfreich, das Thema zu spielen, um den Takt nicht nur zu hören, sondern auch aktiv umzusetzen. Oft stellen Musiker fest, dass sie beim Improvisieren aus der Form geraten. Das liegt daran, dass sie Schwierigkeiten haben, die Zählzeiten richtig zu verfolgen. Aber auch hier gibt es eine Lösung.
Tipp 4: Übung mit Grundtönen
Beim Improvisieren im Dreivierteltakt kann es helfen, zunächst nur Grundtöne zu spielen. Konzentriere dich ausschließlich auf die Zählzeit 1 und übe, nur auf dieser starken Zählzeit zu bleiben. Diese Übung hilft dir, dich sicher im Takt zu bewegen. Im nächsten Schritt kannst du dann 4 Takte spielen, gefolgt von 4 Takt-Pausen, um das Gefühl für die Form zu bekommen.
Tipp 5: Ein rhythmisches Muster als Anker
Im letzten Schritt möchte ich dir ein rhythmisches Muster als Anker an die Hand geben. Ein einfaches 2-taktiges Pattern kann dir helfen, im Dreivierteltakt zu improvisieren und sicher in der Form zu bleiben. Wir spielen dann einen Chorus über das Stück und verwenden dieses Muster, um unsere Improvisation zu stützen. Das gibt dir die nötige Sicherheit und hilft dir, die Form beizubehalten.
Fazit
Das Gefühl für den Dreivierteltakt zu entwickeln, kann anfangs schwierig erscheinen, besonders wenn man es gewohnt ist, im Viervierteltakt zu spielen. Aber mit gezieltem Üben und ein paar praktischen Übungen kannst du schnell ein besseres Verständnis für den Dreivierteltakt entwickeln. Höre dir Musik im Dreivierteltakt an, spüre den Rhythmus körperlich, spiele das Thema, übe mit Grundtönen und nutze rhythmische Muster, um sicher im Takt zu bleiben.
Hier der Link zu den Noten aus dem Video:
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