#323 Wie schwere Jazz-Standards dein tägliches Übungstool werden
Warum fühlen sich schwere Jazz-Standards oft unerreichbar an?
Viele Jazz-Musiker kennen das Gefühl: Man möchte über Stücke wie All The Things You Are oder Stella by Starlight improvisieren, aber die Akkordfolgen wirken einschüchternd. Besonders All The Things You Are scheint voller harmonischer Fallen zu sein – mit fünf verschiedenen Tonalitäten und komplexen 2-5-1-Ketten. Doch genau das macht es zu einem der besten Übungsstücke!
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du schwere Jazz-Standards wie All The Things You Are in deine tägliche Übungsroutine integrierst – und dabei nicht nur das Stück meisterst, sondern auch dein generelles Improvisationsverständnis vertiefst.
Schritt 1: Die Melodie als Grundlage verstehen
Jede Improvisation beginnt mit der Melodie. In vielen Jazz-Standards stammt sie aus dem Musical-Kontext, ist eingängig und scheinbar harmlos. Doch darunter liegt eine anspruchsvolle Harmonik. Dein erster Schritt sollte sein, die Melodie sicher zu beherrschen, vielleicht sogar auswendig zu lernen.
Schritt 2: Die Harmonik durch Grundtöne entschlüsseln
Ein häufiger Fehler ist es, sich zu früh in Skalen oder Voicings zu verlieren. Stattdessen solltest du zunächst die Grundtöne der Akkorde spielen. Dadurch entwickelst du ein besseres Gespür für die harmonische Bewegung und erkennst schnell Muster wie 2-5-1-Verbindungen.
Tipp: Spiele die Grundtöne in verschiedenen Oktaven und achte auf die Bassbewegung – das gibt dir ein solides Fundament für deine Improvisation.
Schritt 3: Die Tonalitäten analysieren und reduzieren
Besonders bei All The Things You Are lohnt es sich, die 2-5-1-Verbindungen bewusst zu markieren. Wenn du die Tonalitäten farblich kennzeichnest (z. B. mit Leadsheets oder einer Software wie iReal Pro), siehst du auf einen Blick, welche Akkorde zusammengehören.
Viele Musiker sagen mir: „Ich sehe diese Tonalitäten gar nicht!“ – Das liegt oft daran, dass die Routine fehlt. Je häufiger du dich damit beschäftigst, desto schneller erkennst du harmonische Zusammenhänge.
Schritt 4: Akkorde als Improvisationswerkzeug nutzen
Wenn du dir Soli von Coltrane, Stan Getz oder Joe Henderson anhörst, wirst du feststellen: Akkord-Arpeggios sind ein zentraler Bestandteil ihrer Phrasierung. Statt ausschließlich auf Skalen zu setzen, solltest du also gezielt Akkordbrechungen üben.
Übung:
- Spiele die Arpeggios der Akkorde aufsteigend und absteigend.
- Verbinde sie flüssig miteinander – das schult deine Fingerfertigkeit und dein Gehör.
- Übe die Akkordfolgen von All The Things You Are in 16-Takt-Loops mit iReal Pro.
Fazit: Warum sich das Dranbleiben lohnt
All The Things You Are ist mehr als nur ein Standard – es ist ein perfektes Übungsstück, um dein Verständnis für Jazz-Harmonik zu vertiefen. Indem du die Melodie sicher spielst, die Grundtöne analysierst, die Tonalitäten erkennst und gezielt Akkordbrechungen übst, wirst du nicht nur dieses Stück meistern, sondern dein gesamtes Improvisationsspiel auf ein neues Level heben.
Tipp: Setze dir das Ziel, All The Things You Are nicht nur für ein paar Wochen, sondern für mehrere Monate zu üben – du wirst merken, wie sich dein Spiel nachhaltig verbessert!
Hier der Link zu den Noten aus dem Video: https://my.hidrive.com/share/qx.ksfxltp