#345 Welche Akkorde im Jazz üben? Einfache Strategie für Improvisation
Viele Einsteiger im Jazz und in der Improvisation stellen sich – und auch mir im Unterricht – früher oder später die Frage:
„Welche Akkorde soll ich jetzt eigentlich üben?“
Die Fülle an Akkorden kann am Anfang überwältigend wirken. Schnell entsteht das Gefühl, man müsse alle Akkorde perfekt spielen können, bevor man überhaupt mit Improvisation beginnt. In diesem Artikel zeige ich dir eine klare Strategie, wie du sinnvoll Akkorde übst, worauf es dabei ankommt und was du getrost ignorieren kannst.
Warum Akkorde üben so wichtig ist
Ein Jazz-Leadsheet besteht aus Melodie und Akkordsymbolen. Diese Symbole sind mehr als nur eine Orientierungshilfe für Pianisten oder Gitarristen. Sie zeigen dir das Tonmaterial, das in der Improvisation besonders gut klingt.
Wenn du Akkorde nicht nur erkennst, sondern auch spielen kannst, verbesserst du deine Tonauswahl beim Improvisieren. Du weißt sofort, welche Töne sicher klingen – und kannst dadurch musikalischer, sicherer und kreativer spielen.
Das Problem: Zu viele Akkorde?
Es gibt hunderte Akkorde und Variationen. Die gute Nachricht:
Stattdessen reicht es, ein Prinzip zu verstehen, wie du dir die wichtigsten Akkorde automatisch erschließt.
Die Basis: Major-Akkord
Der erste Schritt ist immer der Dur-Akkord (Major7). Er besteht aus der 1., 3., 5. und 7. Stufe der Dur-Tonleiter.
Beispiel: A-Dur → A – Cis – E – Gis.
Die drei wichtigsten Akkordtypen für Jazz
Ausgehend von der Dur-Tonleiter ergeben sich automatisch drei Akkordtypen, die in fast jedem Standard vorkommen:
Major7 (maj7) → 1–3–5–7
Dominant7 (7) → wie Major7, aber die 7. Stufe einen Halbton tiefer
Minor7 (m7) → wie Dominant7, aber zusätzlich die Terz einen Halbton tiefer
Beispiel in A-Dur:
Amaj7 = A – Cis – E – Gis
A7 = A – Cis – E – G
Am7 = A – C – E – G
Praktischer Übe-Tipp
Übe nicht stur alle 12 Tonarten, sondern gehe direkt von der Tonleiter zum Akkord.
Beispiel: Wenn du A-Dur spielst → hänge direkt Amaj7, A7 und Am7 dran.
So schlägst du zwei Fliegen mit einer Klappe:
Du lernst die Tonleiter.
Du verinnerlichst die wichtigsten Akkorde.
Fazit: Weniger ist mehr
Anstatt 30 Akkorde auswendig zu lernen, reicht es, das Prinzip zu verstehen.
- Starte mit einer Dur-Tonleiter.
- Leite dir daraus Major7, Dominant7 und Minor7 ab.
- Übe immer im Kontext eines Standards.
So kommst du schnell ins Spielen und Improvisieren – ohne dich von der Akkordflut erschlagen zu lassen.
