189 Übeflow - Widerstände überwinden

Widerstand beim Üben, 4 Tipps für einen guten Übeflow

Dieses Phänomen, Dinge zu verschieben, das Üben zu verschieben, unangenehmes nicht in Angriff zu nehmen ist leider nichts ungewöhnliches und betrifft fast jeden. Ich habe sogar das Gefühl, dass es in der menschlichen Psyche verankert ist, Stichwort: Schmerz vermeiden.
Hierzu habe ich vor vielen Jahren auch ein Buch gelesen, von Steven Pressfield, The War of Art, in dem es darum geht, wie bei kreativen Dingen Deine Blockaden löst und ins Handeln kommst.
Auf das Üben übertragen sind wir auch sehr oft in dieser Situation, aber auch in vielen trivialen Bereichen im Leben, z.B. wenn es um Sport und Ernährung geht. 

Kognitiv ist es uns schon klar, dass einen gute Ernährung und Sport uns guttun, uns fit und ausgeglichen sein lassen. Aber die Umsetzung funktioniert nicht immer, oder scheitert oft, aus den unterschiedlichsten Gründen.

Ja und wie bekommen wir das jetzt beim Üben hin? Heut möchte ich über 4 Aspekte sprechen, die Dir den Einstieg ins Üben erleichtern.

  1. Einstellung/ Haltung

  2. Gewohnheit/Routine

  3. unbeschwerter Einstieg

  4. Erfolgserlebnisse

    Einstellung/ Haltung, Mindset

    Dies ist der wichtigste Aspekt, denn mit der richtigen Einstellung kannst Du problemlos in einen Übeflow kommen und die Verschieberitis gehört der Vergangenheit an. Das größte Hindernis, was uns hier im Wege steht ist meist unser Intellekt und Anspruch. Meist hören wir Musiker, die besser sind als wir und erkennen, dass wir noch nicht so weit auf dem Instrument sind, bzw, Anfänger haben oft auch Rückschläge und nicht so viele Erfolgserlebnisse, die Dich zum regelmäßigen Üben ermutigen.
    Hier ist es entscheidend, den status quo zu akzeptieren und nicht den super tollen Saxophonisten oder Dein Vorbild als Maßstab zu nehmen. Generell ist es sowieso sehr hilfreich, erstmal ins Tun zu kommen, als direkt und permanent alles zu bewerten und Selbstzweifel zuzulassen.

    Auch der permanente Vergleich mit anderen Saxophonisten steht uns hier im Weg. Vergleichen solltest Du eher Dein Spiel mit dem, was Du gestern gespielt hast. Der Widerstand beim Üben wird immer da sein, selbst bei mir nach vielen Jahren kenne ich dieses Gefühl immernoch sehr gut. Entscheidend ist es einfach, sich nicht beirren zu lassen un dimmer wieder aufzustehen.

    Also, als Fazit: entscheidend ist nicht, wie toll Du heute spielst, sondern, dass Du überhaupt spielst und erstmal anfängst.

    Gewohnheit, Routine:

    Mache es Dir zur Gewohnheit bzw. Routine zu üben. Es braucht zwar einige Wiederholungen, bis eine Handlung als Gewohnheit implämentiert ist, aber wenn Du an diesem Punkt angekommen bist, hast Du Dein Gehirn quasi auf Autopilot und der Prozess läuft quasi automatisch ab.
    Ein fester Platz und angenehmer Raum zum Musizieren kann hier auch sehr hilfreich sein. Ebenso ein Ritual, sei es was den Übeablauf betrifft, oder den Einstieg ins Üben

    unbeschwerter Einstieg:
    Wenn Du den Einstieg schaffst, hast Du schon gewonnen. Erstmal ist es gar nicht so wichtig, was Du spielst, sondern dass Du überhaupt spielst. Nimm Dir einfach vor, jeden Tag Kontakt zum Instrument zu haben, und sei es nur, dass Du Dein Lieblingsstück spielst.

    Wenn Du erstmal angefangen hast, ist es leichter weiterzumachen. Andererseits ist es unendlich schwerer, wenn Du weisst, ok, ich muss ein schwieriges Stück spielen oder Du scheiterst immer wieder a bestimmten schwierigen Stellen. D.h, erst einmal ist es entscheidend, dass Du ins Tun kommst und danach, wenn der Einstieg geschafft ist, kannst Du auch Dich den anstrengenden und unangenehmen Dingen widmen.

    Auch eine gut verankerte Übechoreografie hilft Dir, besser in die Umsetzung zu kommen und motiviert zu bleiben. An dieser Stelle weise ich immer an mein persönliches Übesystem hin, in dem sich Phasen der Entspannung (Belohnungsstücke, Lieblingslieder) und Phasen höchster Konzentration (schwierige Stellen, neue Stücke, komplizierte Übungen) abwechseln.

    Erfolgserlebnisse:

    Erfolgserlebnisse sind Motivation und Antrieb, weiterzumachen und am Ball zu bleiben. Hierbei kannst Du Deine Motivation aus den unterschiedlichsten Bereichen ziehen: aus gelungenen Stücken, die Du gut spielen kannst; aus gemeinsamen musikalischen Erlebnissen in Deiner Band oder Orchester; aus einem tollen Workshops und Saxophonstunden bei Deinem Lehrer.

    Diese Erfolgserlebniss sind Dein Treibstoff, der Dich ermutigt, weiterzumachen. Auch die Selbstreflektion ist hier sehr wichtig. Zu Beginn habe ich schon kurz darüber gesprochen, wie wichtig es ist, sich nicht immer mit Anderen zu vergleichen, sondern sich selber als Maßstab zu nehmen. D.h. wenn Du gerade mal wieder das Gefühl hast, nicht weiterzukommen, oder auf der Stelle zu treten, dann mache Dir einmal bewusst, an welchem Punkt Du gerade stehst, und wie Du Dich in den letzten Jahren weiterentwickelt hast bis zu diesem Punkt.
    Meist reicht hier ein Blick in das Repertoire, was Du gespielt hast, um Deine eigenen Entwicklung zu erkennen. Sensibilisiere Dich für Deine eigenen Erfolge.

Hier der Link zum Download der Vorlage zur Dokumentation Deines übens:
https://my.hidrive.com/lnk/L7CGCAkN

Wie sind nun Deine eigenen Erfahrungen? Hat die “Verschieberitis” Dich im Griff? Oder hast Du für Dich bereits eine gute Überoutine verankert? Schreibe gerne Deine Erfahrungen in die Kommentare.

Hier der Link zum Buch, das ich im Video erwähnt habe:
Steven Pressfield: The war of art
https://www.amazon.de/War-Art-Through-Creative-Battles/dp/0446691437

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