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Üben ohne Saxophon? Wie soll das funktionieren?

In diesem Video möchte ich Dir zeigen, wie Du auch ohne Instrument üben kannst und Dein Spiel sogar verbessern kannst. Und zwar habe ich drei konkrete Anwendungsbeispiele ausgewählt.

Im Sport sehen wir das mentale Üben immer wieder, z.B. bei Skifahrern, die kurz vor der Abfahrt im Kopf nochmal jede Kurve des Rennens durchgehen oder auch beim 100m Lauf oder bei Skispringern. Kein Sportler ist in der Lage, 10 oder 20 Mal die 100m in vollem Tempo zu laufen.

In diesem Bereich ist es deshalb seit vielen Jahren üblich, mental zu trainieren, um im entscheidenden Moment die programmierten Abläufe im Gehirn abrufen zu können.

Beim Musikmachen können wir uns diese Eigenschaften auch zu eigen machen und mit mentalem Üben unsere Fähigkeiten auf dem instrument verbessern. Ich zeige Dir nachfolgend einige Bereiche, in denen das mentale Üben sinnvoll ist:

Jazz Standards lernen: Hier hilft es, auch die wichtigsten Aufnahmen des entsprechenden Standards zu können und oft anzuhören. So bekommst Du ein Gefühl für den Standard: wie wurde er interpretiert? ist es eher ein entspanntes oder aufgeregt, schnelles Stück? Wie lange sind die Soli? Wie ist die Phrasierung? Wie ist die Energie der Band? Suche Dir auch gerne die Aufnahmen mit Deinen Lieblings Saxophonisten aus. Mit dieser Übung lernst Du auch automatisch Jazz Language und Phrasierung und verinnerlichst die typischen Jazz Merkmale der Standards.

Solo Transkriptionen mitsingen und greifen Auch im Bereich Solo Transkription kannst Du sehr einfach ohne Instrument üben. Es gelingt Dir, die Transkription besser zu spielen und zu verinnerlichen, indem Du die Aufnahme oft anhörst und dazu mitsingst. Dies ist meiner Meinung nach mit die wichtigste Übung im Erlernen von Jazz Language. Versuche das Thema bzw. das Solo möglichst exakt mitzusingen und vor allem auch die Artikulation und Phrasierung möglichst detailgetreu und nahe am Original nachzuahmen.

Diese Übung macht es dann später sehr viel leichter für Dich, die Solo Transkription auch auf Deinem Saxophon nachzuspielen.

Tonleitern üben und auswendig lernen

Diese Übungen mache ich immernoch, wenn ich unterwegs bin, z.B. auf Zugfahrten oder im Hotelzimmer. Ich brauche meist auch gar kein Saxophon. Häufig habe ich einen Drumstick oder Stift in den Händen und greife dann die Griffmuster von Skalen und Akkordbrechungen quasi als Trockenübung. Das kannst Du natürlich auch mit Instrument machen, quasi ohne zu spielen. Bei der Version mit Instrument hörst Du auch sofort, durch die Klappengeräusche, wenn die Skala oder die Akkordbrechung unsauber gespielt wurde. Ein sehr gutes Mittel ist diese Übung, um die Informationen noch besser und sicherer im Gehirn abzulegen.

Darüber hinaus ist dies für mich auch eine Übung, die ich häufig bei schwierigen Stellen anwende und auch beim meinen Schülern, die noch nicht so sicher notenlesen können. Bei schwierigen Stellen greife ich die Stelle im entsprechenden Rhythmus und vor allem in einem sehr langsamen Tempo. Sodass sich das Griffmuster verinnerlicht und die Information – ohne Sound und Belästigung der Ohren – sauber an das Gehirn übertragen wird. Unsere Ohren stehen uns nämlich häufig im Weg, weil durch den Sound Eindruck (hören und analysieren) so viel Arbeitsspreicher im Gehirn blockiert wird.

Bei Anfängern arbeite ich viel mit dieser Übung (sprechen und greifen) um das Notenlesen besser zu lernen und zu automatisieren. Eine sehr gute Übung, vor allem bei neuen Stücken: erst einmal das Stück 8 (unterteilt in z.B. 4- oder 8-taktige Phrasen) sprechen und greifen.

So viel also zu meinen Übetipps ohne Saxophon. Du siehst schon, bei mir gehört es fast schon zum Alltag, ohne Instrument zu üben. Wie ist es bei Dir? Hast Du das Üben ohne Instrument schon einmal ausprobiert? Und wenn ja, helfen meine Tipps Dir weiter? Schreibe gern Dein Feedback in die Kommentare.

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