219 3 Tipps für bessere Soli

Heute gebe ich Dir Tipps, wie Du bessere Soli spielen kannst. Diese Tipps sind leicht umsetzbar und wenn Du sie berücksichtigst, wirst Du mühelos die melodische und expressive Qualität Deiner Soli steigern. Insgesamt habe ich alles in 3 Tipps zusammengefasst.

  1. Tipp: Kenne das Thema und lerne es auswendig.

Leider ist dies in Europa nicht so verbreitet. Ich hab den Eindruck, hier nimmt man das Realbook, schlägt eine Seite auf und spielt den Standard.

In meiner Zeit in New York habe ich sehr schnell gelernt, dass alle beim Standards lernen einen viel ganzheitlicheren Bezug zum kompletten Stück hatten. Das bedeutet, es hat nicht genügt, die Noten und Akkorde zu kennen. Vielmehr kannten alle auch den text des Standards und die bekanntesten Aufnahmen und Interpretationen. Wenn Du auch hier sehr viel intensiver das Stück lernst und nicht nur die Melodie spielen kannst, sondern auch den Text, den geschichtlichen Background und die wichtigsten Aufnahmen kennst, so wirst Du ohne Zweifel wesentlich sicherer und überzeugender das Thema spielen können. Darüber hinaus solltest Du auch die Melodie langfristig auswendig spielen können. Dies gibt Dir mehr Sicherheit beim spielen und darüber hinaus bist Du dann auch in der Lage, gut und kreativ die Melodie auszuschmücken.

Diese Verzierungen, auch embellishing the melody genannt, sind schon quasi auch eine Form von Improvisation. Das bedeutet, wenn Du sicher sie Melodie spielen kannst, bist Du schon gut im Geschäft in der Improvisation durch das Ausschmücken der Melodie

  1. Formgefühl und Überblick über die Tonalitäten

Der erste Schritt, die Melodie souverän spielen zu können, ist schon mal fast die halbe Miete. Meist gehen meine Schüler dann im 2 Schritt dazu über, die Akkorde zu üben. Und dies scheint auf den ersten Blick schon gut und richtig zu sein. Andererseits führt es nicht selten dazu, dass der Überblick über das Große Ganze verloren geht, und meine Schüler in den kleinteiligen Akkordprogressionen steckenbleiben, statt erstmal das Große Ganze zu sehen.

An dieser Stelle dürft ihr mich nicht falsch verstehen, es ist sehr sinnvoll und wichtig, über Akkorde Bescheid zu wissen und Akkordprogressionen gut und sicher abbilden zu können. Jedoch sollten die Akkorde auch immer im Zusammenhang gesehen werden und nicht bloß in einer gewissen Reihenfolge. Denn oft wird dann mit dem Tonmaterial der Akkorde improvisiert, ohne den übergeordneten Überblick über die Wechsel der Tonalitäten zu haben. Dadurch klingen die Improvisationen oft sehr hölzern und konstruiert und wenig musikalisch.

Deshalb empfehle ich, erst einmal das Stück auch ein bisschen zu analysieren und grob in die übergeordneten Tonalitäten aufzuteilen. Im nächsten Schritte improvisierst Du dann über das Stück mit der Reduktion auf die Grobeinteilung der Tonalitäten. Wenn dies gut funktioniert, improvisiere ich mit der Grundtonbewegung. Ein meiner Meinung nach sehr wichtiger Schritt, denn dadurch imitierst Du quasi die Bass Funktion und verinnerlichst so die Form des Stückes. Dadurch verbessert sich Dein Formgefühl und Du kannst überlegen in time über das Stück spielen.

Erst nach diesen beiden Übungen (Reduktion auf die Tonalität und Grundttöne) beginne ich, mit dem Tonmaterial der Akkorde zu improvisieren und achte auch hier auf die größeren Akkordstrukturen und Zusammenhänge, wie z.B. II V I Verbindungen oder ähnliches.

  1. Plane Dein Solo:

Mein dritter Tipp mag ein bisschen ungewöhnlich klingen, denn planen widerspricht doch sehr dem Gedanken der Improvisation. Hier ist es jedoch so, dass Deine Improvisationen bisweilen sehr von einer konkreten Planung profitieren. Denn dadurch vermeidest Du, allzusehr in Automatismen beim Improvisieren steckenzubleiben und dauerhaft in dieselben Muster zu verfallen. Mögliche Ideen zur Solo-Planung sind:

  • in welcher Lage beginnt Dein Solo
  • Schritt- oder Sprungmelodik / Intervallik
  • Klangdichte, Rhythmus, lange Töne, Pausen, schnelle Passagen
  • Richtung der Linien
  • wie beginnt das Solo? Wie endet es?
  • Energiekurve

Das waren also meine 3 Tipps für ein gelungenes Solo. Zusammenfassend möchte ich betonen, dass es bei allen Aspekten weniger um “mehr üben” und einen größeren Aufwand geht, als eher um ein bewusstes und kluges, analytisches Vorgehen, statt einfach planlos drauf los zu spielen.

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