Endlich sicher in Time spielen durch Tempo Roulette
Heute möchte ich mit dir über ein spannendes und äußerst nützliches Konzept sprechen: das Tempo Roulette. In meinem neuen Video zeige ich dir, warum es so wichtig ist, flexibel beim Tempo zu sein und Jazz Standards jederzeit in unterschiedlichen Tempi spielen zu können. Diese Übung, die ich Tempo Roulette nenne, hilft dir, dein Timing zu verbessern und mit Überlegenheit blitzschnell in den unterschiedlichsten Tempi spielen zu können.
Warum Tempo Roulette?
Ich höre so oft von meinen Schülern den Satz: „Ich kann das Stück aber nur schnell spielen.“ Diese Aussage disqualifiziert sie schon direkt, denn es ist extrem limitierend, wenn du ein Stück nur in einem Tempo spielen kannst. Flexibilität im Tempo ist entscheidend für ein gutes Timing und eine sichere Performance.
Wie fängst du an?
Hier müssen wir zwischen schwierigen und einfachen Stücken unterscheiden.
Schwierige Stücke
Bei schwierigen Stücken spiele ich gerne erstmal mit Metronom in Tempo 40, also sehr langsam, um zu verstehen, was das Stück von mir verlangt. Danach steigere ich das Tempo in kleinen Schritten. Dies ist eigentlich das einfachste Vorgehen.
Einfache Stücke
Schwieriger wird es bei Stücken, die du oft nach kurzer Zeit spielen kannst. Hier ist der Irrglaube verbreitet: „Ok, wenn ich es im mittleren Tempo spielen kann, reicht das ja dann.“ Dem ist aber nicht so. Ziel wäre, jedes Stück direkt in unterschiedlichen Tempi umzusetzen.
Warum ist das erstrebenswert?
Es verbessert dein Timing und dein Gefühl für Time. Du kannst so auch in spontanen Situationen sofort andere Tempi umsetzen. Diese Flexibilität gibt dir die Freiheit, deine musikalischen Ideen in jeder Situation sicher auszudrücken.
Wie erreichst du dies?
Hier sind einige Tipps, wie du das Tempo Roulette erfolgreich umsetzen kannst:
1. Den Einzähler bewusst wahrnehmen
Angenommen, du übst ein Stück in Tempo 140 und möchtest es jetzt in Tempo 100 spielen. Zuallererst solltest du den Einzähler bewusst wahrnehmen und, wenn das Play-Along startet, das Thema dazu singen. Viele sehen den Einzähler als Countdown und empfinden ihn nicht als Einstimmung auf das neue Tempo. Übe, das neue Tempo bereits im Einzähler zu verinnerlichen.
2. Mit der Variation des Tempos singen
Singe das Stück in verschiedenen Tempi. Dies hilft dir, das Gefühl für die unterschiedlichen Geschwindigkeiten zu entwickeln und zu festigen.
3. Mit Variation des Tempos spielen
Übe dann, das Stück in verschiedenen Tempi zu spielen. Ein gutes Beispiel ist, über einen Blues in Tempo 120 zu solieren und dann in Tempo 60. Das größte Problem hierbei ist, die Achtel-Phrasierung so schnell umzustellen. Mit nur wenig Übung wird dir das gelingen, dennoch musst du dich erstmal darauf einlassen.
Übung: Tempo Roulette mit „Softly as in a Morning Sunrise“
Zum Abschluss möchte ich dir eine konkrete Übung mit dem Standard „Softly as in a Morning Sunrise“ vorstellen. Spiele das Stück zunächst in einem langsamen Tempo, etwa 60 BPM. Danach steigere das Tempo in kleinen Schritten bis zu 200 BPM. Wechsel dann willkürlich zwischen verschiedenen Tempi, zum Beispiel von 60 BPM auf 120 BPM, dann auf 90 BPM und so weiter.
Durch diese Übung trainierst du dein Timing und deine Flexibilität enorm. Probiere es aus und du wirst schnell Fortschritte bemerken!
Ich hoffe, diese Tipps helfen dir weiter und machen dir Lust auf das Tempo Roulette. Viel Spaß beim Üben und vergiss nicht, flexibel und offen für neue Tempi zu bleiben!
Hier der Link zu den Noten aus dem Video
https://my.hidrive.com/share/hv13ait-9w